Projektergebnisse
Touristische Mobilität in der Lausitz - Entwicklungsperspektiven für den Spreewald und das Lausitzer Seenland
Im mFUND-Forschungsprojekt MoVeToLausitz stehen zwei ländliche Tourismusregionen der Lausitz im Fokus: der Spreewald und das Lausitzer Seenland. Beide angrenzenden Regionen befinden sich im brandenburgischen Teil der Lausitz (Niederlausitz), weisen jedoch trotz geographischer Nähe deutliche Unterschiede in ihrer touristischen Entwicklung und Bekanntheit auf. Der Spreewald ist als etablierte Destination mit einer langen touristischen Tradition bekannt, während das Lausitzer Seenland sich im Aufbau befindet und eine Transformation von der Bergbau- zur wasserbasierten Tourismuslandschaft durchläuft. Als länderübergreifende Region erstreckt sich das Lausitzer Seenland zudem bis nach Sachsen, was besondere Herausforderungen für die touristische Entwicklung und Infrastrukturplanung mit sich bringt. Beide Regionen sind stark durch den Braunkohlenbergbau und die sorbische Kultur geprägt, die jeweils in das touristische Profil integriert sind.
Vergleich der Projektregionen bei MoVeToLausitz – Spreewald vs. Lausitzer Seenland
Der Spreewald, eine touristisch etablierte Kulturlandschaft seit dem 19. Jahrhundert, zeichnet sich durch eiszeitlich geformte Flusslandschaften und ein über Jahrhunderte entwickeltes Kulturerbe aus. Mit seiner Ernennung zum UNESCO-Biosphärenreservat bietet er eine geschützte Flora und Fauna. Die Region ist bekannt für Kahnfahrten auf den verzweigten Wasserwegen (Fließen) und kulturelle Veranstaltungen der Sorben und Wenden. Mit einem überregionalen Bekanntheitsgrad von 82 Prozent und mehr als 2,2 Millionen Übernachtungen im Jahr 2023 hat der Spreewald eine gefestigte touristische Position in Brandenburg. Die hohe touristische Nachfrage führt allerdings insbesondere im Kernspreewald in der Saison zu Kapazitätsgrenzen: Der intensive Kanutourismus führt zu Spannungen zwischen Naturschutz und Massentourismus. In der übernachtungsstarken Gemeinde Burg entstehen zudem Mobilitätskonflikte, da sowohl die touristische Mobilität als auch der Alltags- und Durchgangsverkehr die lokale Infrastruktur stark beansprucht.
Das Lausitzer Seenland dagegen befindet sich in einem umfassenden Wandel von einer Bergbauregion hin zu einer wasserorientierten Tourismuslandschaft („Vom Bergmann zum Seemann“). Seit den 1990er Jahren wird das Gebiet durch die Flutung ehemaliger Tagebaugruben in eine der größten künstlichen Wasserlandschaften Europas umgestaltet. Es besteht eine Gleichzeitigkeit zwischen Tourismus, der Flutung weiteren Tagebauseen und dem Abbau der Braunkohle. Das Lausitzer Seenland verzeichnete 2022 etwa 900.000 Übernachtungen. Übernachtungsstärkste Gemeinde ist die Stadt Senftenberg.
Beide Regionen bieten wasserbasierte Freizeitmöglichkeiten und Fahrradtourismus, unterscheiden sich jedoch in den jeweiligen Schwerpunkten: Im Spreewald dominiert der Kanu- und Kulturtourismus, während im Lausitzer Seenland ein stärkerer Fokus auf Aktivtourismus und dem Landschaftswandel liegt.
Herausforderungen der nachhaltigen Erreichbarkeit
Ein zentraler Aspekt beider Regionen ist die nachhaltige Erreichbarkeit. Der Spreewald, mit Ausnahme der Gemeinde Burg, ist durch die Bahnstrecke Berlin-Cottbus sehr gut an die Hauptstadtregion angebunden. Ein ergänzendes PlusBus-System gewährleistet regelmäßige Verbindungen zwischen den Bahnhöfen Cottbus und Vetschau zu den umliegenden Gemeinden. Das Lausitzer Seenland ist durch die Bahnstrecke Dresden-Cottbus ebenfalls erreichbar, jedoch besteht eine tarifliche und organisatorische Herausforderung aufgrund des Übergangs zwischen den Verkehrsverbünden. Senftenberg liegt im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), während der Hauptquellmarkt Dresden im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) liegt. Diese Verbundgrenze erschwert eine durchgängige und benutzerfreundliche Tarifgestaltung für Touristen. Lediglich in den Sommerferien besteht am Wochenende eine direkte Verbindung über die Seenlandbahn, die eine tarifliche Einheitlichkeit sicherstellt.
Beide Regionen stehen vor der Herausforderung, ihre touristischen Attraktionen auch auf der sogenannten „letzten Meile“ nachhaltig erreichbar zu machen. Der öffentliche Nahverkehr ist oft primär auf den Schulverkehr ausgerichtet und deckt die Bedarfe des Freizeitverkehrs nur unzureichend ab. Potenzielle Lösungen zur Optimierung der Mobilität werden im Verlauf des Projekts MoVeToLausitz weiter untersucht.